Pressetext zur Ausstellung „Zeitbilder“ von Wiking Bohns in der Galerie Udo Würtenberger vom 26.08. - 29.09.2018.
In der Galerie Udo Würtenberger werden die Bilder des Malers Wiking Bohns, der in den 90er Jahren in Berlin an der Hdk Malerei studiert hatte, ausgestellt. Bereits in den 2000er Jahren begann sich W. Bohns mit der Zeit- und Raumdarstellung im Bild zu beschäftigen, wie in dem hier gezeigten Bild aus dem Zyklus "Liquid Rooms“ von 2011, auf dem die Darstellung einer berliner Straßenszene zu sehen ist. Im Hintergrund scheint sich das Gegenständliche im Farbfluss aufzulösen. Dabei entsteht ein abstrahiertes Bildgeflecht, das der realistischen Darstellung enthoben, gleichsam als atmosphärische Darstellung weiter existiert.
Park 2014 Durchgang 2015 Toi 2017 Tunnel 2018
Wiking Bohns zeigt in der Ausstellung "Zeitbilder" diese Verschränkung von Raum und Zeit im Bild: Farbfelder leuchten auf, vermischen sich mit komplementären Farben, um dann im dunklen Farbraum abzusinken.
Melancholisch wirken manche Bilder, sinnend über den Verlust der Körperlichkeit und des Gegenwärtigen.In den Bildern „Park“ (2014) und „Durchgang“ (2015) wird dies deutlich: In impressionistischer Malweise entwickelt er die Farbstimmung in den Bildern, um eine bestimmte Atmosphäre wiederzugeben und einen flüchtigen Augenblick festzuhalten.
Die aufgelösten Formen unterstützen den Eindruck des Flüchtigen und Vergänglichen.
Liquid Room 2011 Boy with Cluster 2015 Haus 2017
Auch die Aquarelle, die Wiking Bohns mit einer Hochdrucktechnik verbindet, zeigen zerfließende Räume mit Druckmotiven, die immer im „Doppel“ dargestellt sind, ob es zwei Hemden sind, die scheinbar unzertrennlich aneinander genäht sind, oder zwei paar Beine, die nicht gemeinsam laufen könnten.
Diese seltsamen Objektkonstellationen im Motiv wirken surreal, obgleich die Malweise von Wiking Bohns eher der Postion der Gegenwartsmalerei entspricht, da er unterschiedliche Mal- und Gestaltungstechniken miteinander verknüpft. So lassen sich in der Farbwahl und Malweise unterschiedliche Einflüsse, wie z. B. die Farbfeld-Malerei der 60er Jahre und auch des Realismus erkennen, wie in den „Nachtbildern“ von 2017. Bei diesen kleinen und quadratischen Bildern leuchten vor einem dunklen Hintergrund einzelne Objekte auf, die fast losgelöst im dunklen Farbraum zu schweben scheinen. Eine Frau bewegt sich auf einen dunklen Raum zu, wobei dieser nicht zu sehen ist, denn das Schwarz des Hintergrundes wird zur unergründlichen Tiefe.
Eine ähnliche Bildwirkung kann der Betrachter im Bild „Besucher“ von 2011 entdecken, in dem zwei Frauen mehrmals in unterschiedlichen Positionen abgebildet sind. Wie ein Raumgerüst wirken die Stabreihen im Bild und die unterschiedlichen Abbildungen der gleichen Figuren betonen eine Gleichzeitigkeit im Bild und heben damit einen Zeitaspekt hervor, der durch den nebulös dargestellten Untergrund und Hintergrund noch verstärkt wird. Berlin 2018 F/O
Nachtbilder 2017 Besucher 2011